Informationen über Harnwegsinfekte

Die wiederkehrende Blasenentzündung stellt im Gegensatz zur unkomplizierten Zystitis (Blasenentzündung) auch heute eine besondere Herausforderung in der täglichen Praxis dar. Die Suche nach einer idealen, nebenwirkungsarmen und effektiven Prophylaxe steht dabei im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses.

Viele Frauen leiden unter rezidivierenden Blasenentzündungen. 12 % der Frauen, die einmal an einer Blasenentzündung erkrankt waren, erleben innerhalb eines Jahres eine erneute Infektion. Durchschnittlich entwickeln dabei 20-25 % der Frauen, die einen Infekt gehabt haben, eine rezidivierende Zystitis. Beim Auftreten einer erneuten Infektion sind sogenannte komplizierende Faktoren (Steine, Harnröhrenengen, Wandernieren, Blasensenkung etc.) auszuschliessen. Dazu dienen die körperliche Untersuchung, die Blasenspiegelung, die Ultraschalluntersuchung und die mikrobiologische Keimdiagnostik, ggf. eine urodynamische Messung und eine Röntgenuntersuchung der Harnblase.

Primärtherapie

Es gilt als gesichert, daß 90 % der rezidivierenden Infekte auf Grund einer erneuten Keimbesiedlung entstehen und echte Reinfektionen darstellen. Bei Infekten, die nach 2 Wochen nach dem Erstinfekt auftreten, ist eine Kurzzeit-Antbiotika-Gabe möglich. Die Strategie der Langzeitantibiotikagabe sollte von dem Vorliegen komplizierender Faktoren abhängig gemacht werden.

Rezidivprophylaxe

Diese können in 2 Gruppen eingeteilt werden:

  • Verhaltensmaßregeln (betreffen Ernährung, Hygiene, Toilettengang, Sexualität und Psyche)
  • medikamentöse Prophylaxe

Regeln zum Erfolg:

Wenn Sie keine bekannte Herzerkrankung haben, trinken Sie mindestens 2,5 l Flüssigkeit. Schützen Sie sich vor Unterkühlung. Bei Harndrang sofort zur Toilette gehen und nicht zu lange anhalten. Normal ist 4-6-maliges Wasserlassen pro Tag. Beim Wasserlassen nicht mit der Bauchmuskulatur pressen. Nicht übertrieben häufig den Intimbereich waschen, insbesondere nicht mit Seife, Intimsprays etc., damit der Säureschutzmantel der Haut nicht zerstört wird. Die beste Reinigung ist ein Sitzbad ohne Zusätze. Männer sollten täglich den Genitalbereich reinigen, auch hier ist übertriebene Hygiene zu vermeiden.

Medikamentöse Prophylaxe

Hierzu existieren heute verschiedene Strategien, die sich in 5 Kategorien einteilen lassen:

  • Antibiotika in niedriger Dosierung – klassische Methode
  • Funktionsnahrung
  • Impfungen
  • Probiotika
  • sonstige Maßnahmen

Funktionsnahrung

Preiselbeer (Cranberry)-Saft – der Effekt der Therapie beruht auf einer verminderten Bindungsfähigkeit der Bakterien an der Schleimhaut der Harnblase. Wissenschaftliche Studien konnten eine deutliche Verringerung der Infektrate bei älteren Patientinnen und Patitenten im geschlechtsreifen Alter nachweisen. Bei anderen Säften (Grapefruit, Orange, Ananas) wurde kein vergleichbarer Effekt nachgewiesen. Keine Wirkung erzielen Knoblauch und Zwiebel. Echinacea (Esberitox) zeigt ebenfalls keinen gesicherten Effekt.

Immuntherapie

Der gemeinsame Angriffspunkt dieser Konzepte richtet sich auf die Bindungsvorgänge der Bakterien in der Blase. Entweder richtet sich der Impstoff gegen die „Anbindungswerkzeuge“ der Bakterien in der Harnblase oder zielt auf die Stimulation körpereigener Abwehrmechanismen hin. Es stehen 2 Medikamente zur Verfügung: Uro-Vaxom in Tablettenform und Strovac als Injektionsbehandlung.

Probiotika

Probiotika sind lebende Mikroorganismen, welche nach Aufnahme im menschlichen Körper einen gesundheitsfördernden Effekt ausüben sollen. Klassischerweise ist das beim Konsum von Joghurt bekannt (Fuller 1989).

Ansäuerung des Urins

Die Ansäuerung des Urins ist ein lang bekanntes Konzept. Der Wirkmechanismus ist allerdings ungeklärt. Benutzt wird das Medikament Methionin, welches aber von den Kassen nicht bezahlt wird.

Phytotherapie

Die Heilbehandlung mit Präparaten pflanzlichen Ursprungs steht in der Patientengunst weit oben. Bärentraube und Goldrute werden bei der „Durchspülungstherapie“ angewandt und ebenfalls von den Kassen nicht erstattet. Über den Stellenwert der Therapie bei rezidivierenden Harnwegsinfekten liegen jedoch keine gesicherten Daten vor.

Hormonsubstitution

Die Gabe von Östrogenen nach der Menopause der Frau durch eine vaginale Verabreichung stellt ein weiteres sinnvolles Konzept der Rezidivprophylaxe in der Menopause dar und hat heute einen eindeutigen praktisch-klinischen Stellenwert.